Zeitzeugengespräche

Der jüdische Auschwitz-Überlebende Alex Deutsch berichtet seit

Jahren im Rahmen der Veranstaltungsreihe Wider das Vergessen

jungen Menschen in Schulen von seinen Erfahrungen im Dritten Reich

und hält ein Plädoyer gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auch

in unseren Tagen. Die Kinder und Jugendlichen sollen wissen, was

geschehen ist und auch wie er überleben konnte. Deren Väter und

Großväter haben ihnen vielleicht vom »Krieg« erzählt, Auschwitz aber

verschwiegen. Bei seinen Begegnungen

mit Heranwachsenden schildert Alex Deutsch, zu welchen

Ungeheuerlichkeiten menschenverachtender Hass führen konnte

und auch heute noch kann. Dabei wird die Frage der Schuld keinesfalls

ignoriert, sie steht aber nicht im Vordergrund. Alex Deutsch will nicht

Schuld zuweisen, er will zur Aussöhnung beitragen. Die Publikation

von Alex Deutsch: »Ich habe Auschwitz überlebt.«, ist erhältlich bei der

Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes, Tel.: 06897 / 7908 104.

Auschwitz-Überlebender Alex Deutsch

und Ehefrau Doris auf der Gedenkstätte

Beinahe 60 Jahre hat Menachem Kallus seine Kindheitserlebnisse in

den deutschen KZs Ravensbrück und Sachsenhausen verschwiegen.

2001 schrieb er sie dann in hebräisch auf. Alice Hoffmann und ihr

Lebensgefährte Rudi Ben-Yakov, der Bruder von Menachem,

übersetzten die Geschichte ins Deutsche. Das Außerordentliche an

dem Buch ist, dass Menachem Kallus alles beschreibt, wie er es mit

den Augen eines Kindes gesehen hat – des 10 bis 13-jährigen Kindes,

das er damals war. Das Außerordentliche an Menachem Kallus ist,

dass er den Mut gefunden hat, trotz seines Alters Lesungen in

Deutschland zu halten, in dem Land, das er nie wieder besuchen wollte.

Eine Einschränkung macht er: er spricht selbst nicht deutsch, und er

hält die Lesung nicht für Erwachsene, sondern für Kinder und

Jugendliche, möglichst in dem Alter, in dem er selbst diese Erlebnisse

hatte.

Auf Einladung von Burkhard Jellonnek als Leiter der Landeszentrale

für politische Bildung fanden die Lesungen mit Menachem Kallus und 

Alice Hoffmann in der Zeit vom 30. Januar bis 03. Februar 2006 im

Saarland statt. Außerdem hielt Menachem Kallus am 27. Januar 2008,

demGedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus anlässlich

des Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz,

auf der Gedenkstätte der Neuen Bremm ein Rede. Diese kann

unter www.erinnert-euch.de nachgelesen werden. Sein Buch ist unter

dem Titel »Als Junge im KZ Ravensbrück.« im Metropol-Verlag,

Kurfürstenstraße 135, 10785 Berlin, erschienen (ISBN 3-936411-95-6).

Aufklärung der Jugend hat sich auch der ehemalige Häftling der

Neuen Bremm Roger Vanovermeir zum Ziel gesetzt. Der

Widerstandskämpfer war im Oktober 1943 »nur« elf Tage im Lager

Neue Bremm, dennoch urteilte er: »Wenn man von der Neuen Bremm

kam, konnte man hinkommen, wohin man wollte: es fiel einem immer

ein Stein vom Herzen. Es war nirgends so schlimm wie auf der Neuen

Bremm.« 1999 hielt er einen Vortrag in der Saarbrücker Stadtgalerie und

vor Schülern des Deutsch-Französischen Gymnasiums über seine Zeit als

Häftling der Neuen Bremm und stellte sich anschließend ihren Fragen.

Diese Veranstaltung wurde dokumentiert und von der Landeszentrale

für politische Bildung des Saarlandes unter dem Titel Roger

Vanovermeir: »Einige sehnten den Tod herbei« herausgegeben.

Am 17. Mai 2001 sprach Bernard Cognet, ebenfalls ehemaliger Häftling

und Zeitzeuge des Lagers Neue Bremm, in der Saarbrücker Stadtgalerie

über seine bewegte Lebensgeschichte während des Dritten Reiches und

ging besonders auf die Zeit im Lager Neue Bremm ein. Bernard

Cognet schloss sich bereits 1940 der Widerstandsbewegung an,

schleuste zunächst Soldaten aus der nördlich besetzten Zone Frankreichs

in den sogenannten »freien« Teil im Süden. Einer Aufforderung

zur Zwangsarbeit für das Deutsche Reich entzog sich Bernard Cognet

durch Flucht und gehörte der Widerstandsgruppe »Turma-Vengeance« an.

Er nahm an einer Ausbildung für den bewaffneten Widerstand teil,

organisierte alles von Lebensmittelkarten bis hin zu Waffen. 

Am 24. Januar 1944 wurde er von der Gestapo verhaftet, gefoltert und

nach einer kurzfristigen Gefangenschaft in Fresnes, Orléans und

Compiègne am 12. März 1944 in das Lager Neue Bremm transportiert,

wo er bis zum 10. April 1944 gefangen gehalten wurde.  Seine Erlebnisse

in den Konzentrationslagern hat Bernard Cognet 1977 in seinem

autobiografischen Buch »Erinnerungen an Aufsässigkeiten und

Hoffnungen« niedergeschrieben und dafür ein Jahr später den »Preis

für Literatur des Widerstandes« erhalten. Seit 20 Jahren tritt er in

Frankreich als Zeitzeuge in Oberstufenklassen auf, wurde für diese

Aufklärungsarbeit vom französischen Bildungsminister zum Ritter

und später zum Offizier der Palmes Académiques ernannt.

Clémence Jacques sprach zur Eröffnung der neugestalteten

Gedenkstätte. Vasyl Volodko als ehemaliger ukrainischer

Zwangsarbeiter und Häftling des Lagers Neue Bremm kam zur

offiziellen Einweihung der neugestalteten Gedenkstätte aus Kiew

angereist und hielt eine beeindruckende Rede.

Auch Emma Niederlender, die im November 1944 für 20 Tage in

der Neuen Bremm wegen Widerstandskampf inhaftiert war, und 

Marie Justine Fogel, die im Juni 1944 in Sippenhaft genommen wurde,

haben als ehemalige Häftlinge des Gestapo-Lagers Neue Bremm die

Gedenkstätte besucht, von ihrem Schicksal erzählt und Gespräche vor

allem mit Jugendlichen geführt.

Einige der ehemaligen Häftlinge haben ihre Erfahrungen in

schriftlicher Form festgehalten. Bob Sheppardveröffentlichte seine

Erinnerungenunter dem Titel: »Missions secrètes et Déportations

1939-1945. Les roses de Picardie«; François Goldschmitt in

»Elsässer und Lothringer in Dachau«; Mercedes Bernal, Guy

Halftermeyer, Jesuitenpater Jakob und die bereits erwähnten 

Bernard Cognet, Roger Vanovermeir und Marie-Justine Fogel in

dem deutsch-französischen Band »Bis zu den Schultern in der Jauche.

« oder in dem Folgeband »Trotz der Leiden… Wir sind immer noch

da!«: Andrée Gros, Jeanne Albert, Georges Babel, Mathilde Meyer,

Marthe Beyel, Yvette Lundy, Émile Karpp, Léonie Kiefer, Raymond

Reslinger und die bereits erwähnten Vasyl Volodko, Georges Jouffron

und Clémence Jacques. (Nähere Angaben zu der Literatur entnehmen

Sie bitte unter dem entsprechenden Menüpunkt.)

Die Initiative Neue Bremm bedankt sich bei all diesen Menschen, die

an den Ort ihrer Leiden zurückkehrt sind, um einen Beitrag dazu zu

leisten, dass sich die Geschichte niemals wiederholt.

Sollten Sie selbst Zeitzeuge und ehemaliger Häftling des

Saarbrücker Gestapo-Lagers Neue Bremm sein oder Personen kennen,

die in dem Lager inhaftiert waren, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.

Die zuständige Mitarbeiterin ist Frau Katrin Marke, Tel.: 06897 / 7908

103, KMarke@lpm.uni-sb.de

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