Auf Initiative ehemaliger Häftlinge und der französischen Militärregierung entwarf der Pariser Architekt und damals in Saarbrücken in Diensten der Militärregierung tätige Stadtplaner André Sive (1899-1958) die Gedenkstätte Neue Bremm als sogenannten „Gedächtnisplatz“ für die im Lager inhaftierten französischen Widerstandskämpfer.
Er erweiterte den Bereich des Männerlagers mit Löschteich, freigelegten Fundamenten, Rasenfläche und Lagerzaun um einen separaten, plattenbelegten Gedenkplatz mit einer Gedenktafel mit französischen Inschriften. Stein und Tafel richtete er auf den Löschteich als das Sinnbild für Folter und Morden aus.
Zweites Element und Blickpunkt war eine weithin sichtbare, 30 Meter hohe, weiße Stele aus Stahlbeton.
Sie hatte ihren Platz auf einer Verkehrsinsel und war so in den Straßenverkehr integriert. Die Planung Sives sah vor, bei Gedenkveranstaltungen den Straßenraum miteinzubeziehen, und dabei die Straße für den Durchgangsverkehr zu sperren. Die Stele bildete zudem eine Sichtachse zu Gedenkstein und Löschteich.
Sives Gedenkstätte gilt als ein bedeutender französischer Beitrag zur Architekturgeschichte des Saarlandes nach 1945. Sie blendete jedoch schon damals das Frauenlager und damit die Erinnerung an die weiblichen Opfer des Lagers Neue Bremm aus. Dass auf dem Gelände des ehemaligen Frauenlagers in den 1970er Jahren ein Hotel errichtet wurde, erscheint aufgrund dieser frühen, nur den männlichen Widerstand ehrenden Ansatzes geradezu folgerichtig.
Die Einweihung der Gedenkstätte fand am 11. November 1947 statt, dem Gedenktag an den deutsch-französischen Waffenstillstand nach dem Ersten Weltkrieg.
Gouverneur Gilbert Grandval enthüllte den mit der Trikolore bedeckten Gedenkstein, auf dem in französischer Sprache steht:
»In diesem Lager sind auf Befehle von jenseits des Rheins Verteidiger der menschlichen Würde und Freiheit in den Tod gehetzt worden, Opfer der nationalsozialistischen Barbarei. Denkmal errichtet vom Lagerkomitee der Neuen Bremm, eingeweiht am 11. November 1947.«
Grandval übertrug dem bei der Einweihungsfeier anwesenden Oberbürgermeister von Saarbrücken Franz Singer die Obhut für Denkmal und Gedenkstätte:
»Dieses Denkmal wird das Symbol einer dunklen Vergangenheit, aber auch das Zeichen des Glaubens an eine bessere Zukunft sein. […] Daher werde ich, Herr Bürgermeister […] dieses Denkmal in Ihre Obhut übergeben, denn ich weiß, mit welchem Interesse die Verwaltung Ihrer Stadt sich ihm annehmen wird.«
(Neue Saarbrücker Zeitung vom 13. November 1947)
Für die ehemaligen Häftlinge des Lagers sprach Jacques Dumoulin aus Bordeaux. Er war als Widerstandskämpfer im September 1943 im Lager Neue Bremm inhaftiert worden und hatte 115 Tage dort aushalten müssen, bevor er nach Sachsenhausen und Buchenwald kam. Schwer gezeichnet von der Haft in nationalsozialistischen Lagern, erinnerte er an das Leid der Opfer der Saarbrücker Gestapo-Haftstätte.
Die französische Gedenktafel an der Neuen Bremm
mit der Inschrift:
Dans ce Camp
Sur des ordres venus doutre-Rhin
Furent traînes vers la mort
Les défenseurs
De la dignité et de la liberté humaines
Victims de la barbarie Nazie
Monument
Érigé par le comité du Camp de la Nouvelle Brême
Inauguré le 11 novembre 1947
Die Fotos mit freundlicher Genehmigung des Landesarchiv des Saarlandes
in der Reihenfolge (3-5) N NL.HartmannP 0318 (Obelisk) 0314 (Rede Grandval) 0313 (Gedenktafel)