VORLAGE  1-SPALTE

2005: Lange Nacht der Gedenkstätte

VORLAGE 1-Spalte

 

 

Der jüdische Auschwitz-Überlebende Alex Deutsch (1913-2011) berichtete bis zu seinem Tod im Jahr 2011 jungen Menschen im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Wider das Vergessen« von seinen Erfahrungen im Dritten Reich. Er verstand seinen Beitrag immer auch als ein Plädoyer gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in unserer Zeit. Die Kinder und Jugendlichen sollten wissen, so Alex Deutsch, was geschehen war und wie er überleben konnte. Vielleicht hatten den Jugendlichen ihre Großväter vom Zweiten Weltkrieg erzählt und oft genug von Auschwitz und wofür dieses Wort einstand, geschwiegen. Bei seinen Begegnungen mit Heranwachsenden schilderte Alex Deutsch, wozu jede Menschlichkeit auslöschender Hass führen konnte und auch heute noch kann. Die Frage nach Schuld und Verantwortung stand bei seinen Begegnungen mit jungen Menschen nicht im Vordergrund. Denn Alex Deutsch wollte keine Schuld zuweisen, sondern zur Aussöhnung beitragen. 2001 erschien im Conte-Verlag unter Mitarbeit von Dr. Thomas Döring erschienene Lebensbericht von Alex Deutsch »Ich habe Auschwitz überlebt.«

 

Beinahe 60 Jahre hatte Menachem Kallus (1932-2018) über seine Kindheitserlebnisse in den deutschen Konzentrationslagerns Ravensbrück und Sachsenhausen geschwiegen. Erst 2001 schrieb er sie in Israel auf. Sein Bruder Rudi Ben-Yakov übertrug die Geschichte aus dem Hebräischen ins Deutsche und dessen Lebensgefährtin, die Schauspielerin Alice Hoffmann gab ihr eine Form. Das Besondere an dieser Geschichte ist, dass Menachem Kallus seine Geschichte aus der aus Sicht des 10- bis 13-jährigen Jungen erzählt: das Alter, in dem man ihn in das KZ Ravensbrück einwies. Obwohl Menachem Kallus Deutschland nie mehr besuchen wollte, nahm er dennoch die Einladung an, dort seine Geschichte zu erzählen. Das geschah jedoch mit klaren Vorgaben: Er sprach kein Deutsch, und las nur vor Kindern und Jugendlichen, die der Altersgruppe angehören, in der ihm Ausgrenzung, Verfolgung und Leid widerfahren war. Auf Einladung der Landeszentrale für politische Bildung fanden Lesungen mit Menachem Kallus und Alice Hoffmann in der Zeit vom 30. Januar bis 03. Februar 2006 im Saarland statt. Seine Erinnerungen sind unter dem Titel »Als Junge im KZ Ravensbrück.« im Metropol-Verlag Berlin erschienen (ISBN 3-936411-95-6). Nach dem Tod von Menachem Kallus im Jahr 2018 ist Alice Hoffmann weiterhin mit Lesungen aus dem Lebensbericht ihres verstorbenen Schwagers an Schulen zu Gast.

 

Auch der ehemalige Inhaftierte des Gestapo-Lagers Neue Bremm, Roger Vanovermeir (1923-2001) wendet sich den nachfolgenden Generationen zu. Der französische Widerstandskämpfer war im Oktober 1943 “nur” elf Tage im Lager Neue Bremm. Doch diese Zeit hat ihn für immer geprägt: “Wenn man von der Neuen Bremm kam, konnte man hinkommen, wohin man wollte: es fiel einem immer ein Stein vom Herzen. Es war nirgends so schlimm wie auf der Neuen Bremm.” 1999 sprach er vor Schülerinnen und Schülern des Deutsch-Französischen Gymnasiums über seine Zeit als Häftling der Neuen Bremm und stellte sich anschließend ihren Fragen.

 

Clémence Jacques (1923-2009) sprach zur Eröffnung der neugestalteten Gedenkstätte.

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