Der Ideen-Wettbewerb zur Neugestaltung

April 2000: Ausstellung der Wettbewerbsentwürfe

im Historischen Museum Saar

Das Konzept

»Hotel der Erinnerung«

Mai 2004: Realisierung des Wettbewerbsentwurfs der
Berliner Architekten Nils Ballhausen und Roland Poppensieker

Am 13. Januar 2000 – dem 65. Jahrestag der Saarabstimmung von 1935 – lobte die Initiative Neue Bremm einen Ideenwettbewerb zur Neugestaltung der Gedenkstätte aus.

 

Ziel des Wettbewerbs sollte es sein, die Gedenkstätte wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen und das Areal des Frauenlagers in die Erinnerung einzubeziehen.

 

136 Wettbewerbsbeiträge wurden aus dem gesamten Bundesgebiet wie auch aus den europäischen Nachbarländern eingesandt. Das Historische Museum Saar machte sie in einer Ausstellung für die breite Öffentlichkeit zugänglich. Eine Jury unter dem Vorsitz des Berliner Bauhistorikers Michael S. Cullen entschied sich in einem mehrstufigen Verfahren für den Siegerentwurf »Hotel der Erinnerung« der Berliner Architekten Nils Ballhausen und Roland Poppensieker.

 

Weitere Mitglieder der Jury waren damals

der Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dr. Michel Friedman,

der Künstler Prof. Jochen Gerz,

der Saarbrücker Oberbürgermeister Hajo Hoffmann,

Prof. Horst Gerhard Haberl der Hochschule der Bildenden Künste Saar,

die Architekten Peter Alt und Prof. Wolfgang Lorch,

sowie der Direktor der Saarbrücker Stadtgalerie Prof. Bernd Schulz.

Seit 2004 konfrontiert die von Nils Ballhausen und Roland Poppensieker konzipierte Neugestaltung der Gedenkstätte (Realisierung durch R. Poppensieker und Johannes Schulze Icking)  die Besucher mit dem besonderen Charakter des Ortes – heute Hotel, gestern Lager – als einer “Durchgangsstation” mit höchst wechselhaften Vorzeichen.

HOSTAL        spanisch: GASTHAUS, HOTEL

HOSTILE      französisch, englisch: FEINDLICH (gesinnt)

HOTEL           deutsch, englisch, französisch

HOSTAGE     englisch: GEISEL

GOSTIN         Stamm slawischer Worte,
z.B. GOSTINICA:  im Russischen gebräuchlich für HOTEL

OSTILE          italienisch: FEINDLICH, FEINDSELIG

HOSTEL        englisch: HERBERGE                                   

HOSTIL         spanisch, portugiesisch: FEINDLICH, FEINDSELIG

HOST             englisch: GASTGEBER, WIRT, tschechisch: GAST

Über diesem Leuchtschriftband ist ein überdimensioniertes Familienfoto angebracht: Der Schnappschuss, im Jahr 1943 aufgenommen, zeigt eine Frau, ein Kind und einen kleinen Hund an einem Sommertag. Im Hintergrund sind die Häftlingsbaracken des Lagers zu erkennen. Alltag und Terror waren während des Dritten Reiches eng miteinander  verwoben. Der Zivilisationsbruch beschränkte sich nicht auf die Zentren exzessiver Gewalt und massenhaften Tötens, sondern ereignete sich vor aller Augen.

 

Durch die Einbeziehung des Hotelbereiches ist auch das Gelände des ehemaligen Frauenlagers wieder stärker ins Bewusstsein gerufen. An der Hotelfassade ist das Portrait von Yvonne Bermann, einer ehemaligen Gefangenen im Frauenlager, angebracht. Eine Informationstafel berichtet über ihr Schicksal. Auch im Foyer des Hotels selbst wurde eine Tafel angebracht. Sie informiert Besucher über die Geschichte dieses Ortes in den Jahren 1943 und 1944.

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