Das Frauenlager

Das Lagerarreal nach Kriegsende
(im Hintergrund die Gaststätte »Neue Bremm«)

Das Frauenlager wurde im Dezember 1943 errichtet und für bis zu 400 weibliche Gefangene genutzt.

 

Frauen, die wegen Arbeitsverweigerung oder »Bummelei« in Haft angezigt worden waren, galten als so genannte »Arbeitserziehungshäftlinge«. Sie wurden nach dem Morgenappell auf diverse Kommandos aufgeteilt und mussten außerorts Reinigungs- und Aufräumarbeiten erledigen, oder in den Werkstattbaracken des Lagers Armeeuniformen auftrennen, Waschmittelverpackungen verleimen und dergleichen. Der Großteil jedoch – zumeist politische Gefangene, aktive Widerstandskämpferinnen aus Frankreich und Angehörige von Wehrmachtsdeserteuren – verblieb den ganzen Tag zusammengepfercht in den Baracken; ihr Leidensweg begann oft auf der Neuen Bremm und endete nicht selten im KZ Ravensbrück.

 

Im Gegensatz zum Männerlager waren in der Frauenabteilung des »Erweiterten Polizeigefängnisses« Neue Bremm brutale Gewaltexzesse nicht an der Tagesordnung. Doch auch der Alltag der weiblichen Häftlinge war von Gewalt geprägt – allerdings weniger in Form dumpfer physischer, sondern eher als psychische Gewalt. Folterungen wie die der Emma Niederlender aus Großblittersdorf blieben die Ausnahme.

 

Zusammen mit ihrem Mann hatte sie geflüchtete Kriegsgefangene und Angehörige des Widerstands im Wald versteckt und mit Lebensmitteln versorgt. Im November 1944 inhaftierte man sie – zusammen mit ihren beiden 6 und 10 Jahre alten Kindern. Immer wieder wurde sie zu Verhören ins Männerlager gezerrt. Dort musste sie einmal zusehen, wie man einen männlichen Häftling zwang, seine Hände auf eine glühend heiße Herdplatte zu legen. Als sie sich standhaft weigerte, Informationen über die Widerstandstätigkeit preiszugeben, folterten die Gestapo-Beamten auch sie.

»Sie haben mir die Finger gebrochen, meine Hand zwischen den Türzargen und die Tür eingeklemmt, und wie zufällig kam dann immer ein Folterer herein und schloss die Tür. Vor Schmerz fiel ich jedes Mal in Ohnmacht. Damit ich wieder zu mir kam, zogen sie mich an den Haaren durch den ganzen Raum. (…) Mir wurden die Zähne zerschlagen und die Füße verbrannt.«

 

Auch im Frauenlager waren die Haftbedingungen menschenunwürdig. Auf engstem Raum waren die Frauen zusammengepfercht, sie durften weder miteinander sprechen, noch umhergehen, sondern waren gezwungen, stillzusitzen. Die Nahrungsrationen waren so gering, dass sie das lebensnotwendige Minimum unterschritten und die Inhaftierten binnen weniger Wochen bis zu 30 kg Gewicht verloren. Eine Scheibe Brot und am Abend eine Wassersuppe ohne Nährwert stellten die gesamte Tagesration dar.

 

Die hygienischen Bedingungen waren zudem katastrophal und erniedrigten die Inhaftierten. Ein in der Raummitte aufgestellter Eimer diente als Toilette, Wasser war seltener Luxus. Den morgendlichen Ersatzkaffee nutzten viele als Wasserersatz, um sich zu säubern. Türen und Fenster der Räume blieben verschlossen, sommers wie winters, und der Sauerstoffmangel ließ immer wieder Frauen besinnungslos zusammenbrechen – ihre leblosen Leiber mussten dann in den Baracken liegen gelassen werden. Die Frauen litten sehr unter den hygienischen und sanitären Bedingungen, und beschrieben sie später als besonders entehrend und demütigend. Wanzen, Läuse und Flöhe waren an der Tagesordnung, Schmutz, Unrat und die drückende Enge sorgten für das Grassieren von Ansteckungskrankheiten wie Fleckfieber (Typhus) und Diphtherie. Der Tod von mindestens einer Frau im Lager Neue Bremm während einer Diphtherie-Epidemie ist dokumentiert.

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